Kultur kunterbunt!
Als Bürger*in der europäischen Union wächst man mit kulturellen Unterschieden auf. Persönlich sehe ich diese Vielfalt als Vorteil, sie bringt aber auch Konflikte mit sich. Die EU fördert seit Jahren das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen. Trotzdem werden laut dem italienischen Ökonom Guido Tabellini die Gräben zwischen den verschiedenen Nationalitäten nicht unbedingt kleiner. Grundsätzlich kann man andere Kulturen nur verstehen, wenn man deren Sitten auch kennenlernt, oder nicht? Also los geht's:
Lang ist's her
In London arbeitete ich in einem Hotel. Bei fast 300 Mitarbeiter, waren wir mit 50 verschiedenen Nationalitäten wirklich international. Ich kann mich noch an die interne Fortbildung für neue Mitarbeiter erinnern: am Bildschirm wurden nacheinander verschiedene Namen von Arbeitskollegen eingeblendet. Wir mussten versuchen, die Namen richtig auszusprechen. Ein Beispiel? Nieuwenhuijs. Wüsstest du, wie man diesen Namen richtig ausspricht? Es handelt sich um einen holländischen Nachnamen, der wie im englischen new-in-house ausgesprochen wird. Ein weiteres Beispiel: Aoife. Hier handelt es sich um einen weiblichen Vornamen irischen Ursprungs. Ausgesprochen wird dieser Ifa. Wir hatten Spaß und lernten nebenbei die Namen unserer Arbeitskollegen kennen. Neben den Namen haben wir auch einiges von deren Kulturen gelernt. Die Übungen zur korrekten Aussprache der Name unserer Arbeitskollegen scheint zwar wenig tiefgründig zu sein. Sie hat uns aber sehr geholfen aufeinander zu zugehen und ab und an privat miteinander zu feiern!
Kulturelle Unterschiede bergen Konfliktpotential
Nehmen wir das Beispiel eines Mitarbeiters eines deutschen Unternehmens, welcher seit Monaten in Spanien tätig ist. Täglich sucht er verschiedene Bereiche der Firma auf, und ärgert sich dabei wie häufig sich die spanischen Kollegen vor den Kaffeeautomaten treffen. Er sieht nicht, dass für die Spanier diese Ruhepausen durchaus wichtig sind, um Kontakte zu pflegen und um ihr Informationsnetz aufrecht zu erhalten. Außerdem holen Spanier die liegengebliebene Arbeit meist völlig zwangslos nach. Natürlich arbeiten nicht alle Spanier auf diese Weise, aber zumindest habe ich es von einem alten (spanischen) Bekannten so bestätigt bekommen. Ich frage mich gerade, wie sich ein Spanier wohl bei uns fühlen würde …
Auch in der täglichen Kommunikation unterscheiden sich Kulturen manchmal sehr stark. Während bei uns ein Kopfschütteln „nein“ bedeutet, ist bei den Bulgaren dasselbe Kopfschütteln ein „ja“. Deutsche geben sich die Hand, Franzosen bevorzugen „Les Bises“. Während russische Männer mit einem Händedruck begrüßt werden, werden die russischen Frauen mit einem Kopfnicken empfangen. Um bei den Russen zu bleiben: Blumen verschenken kann in Russland zur Stolperfalle werden. Als Geschenk zu einem besonderen Anlass sollte eine ungerade Zahl von Blumen verschenkt werden. Eine gerade Zahl wird mit einem Trauerfall in Verbindung gebracht. Auf gelbe Blumen sollte auf jeden Fall verzichtet werden, da diese Farbe mit Untreue in Verbindung gebracht wird.
In den Vereinigten Staaten ist es gegen das Gesetz auf öffentlichen Plätzen sichtbar alkoholische Getränke in der Hand zu halten – geschweige denn etwas zu trinken. Ein kühles Feierabendbier im Park kann zwar getrunken werden, aber die Bierflasche sollte dabei in einer Papiertüte verschwinden. Gut angesehen wird diese Aktion trotzdem nicht.
Im Land des Lächelns Japan ist das Begrüßungsritual besonders wichtig. Der Besuch sollte sich genauso tief verbeugen wie der Gastgeber selbst. Wie tief man sich bei beruflichen Meetings verbeugt, ist davon abhängig in welcher Hierarchieebene der Gesprächspartner sich befindet. Möchte man das Treffen erfolgreich abschließen, ist es unabdingbar sich vorab genau zu informieren! Außerdem ist es in Japan sehr wichtig seine Schuhe am Hauseingang auszuziehen. Möchte man seinem japanischen Gastgeber zeigen, dass die Suppe schmeckt, sollte man laut schlürfen, auch wenn dies bei uns als Unsitte empfunden wird. Auch in China schmatzt und schlürft man laut am Tisch. So mancher Europäer musste sich überwinden diese Art von Respekt und Höflichkeit anzuwenden, ist sie doch gegen die übliche heimische Tischkultur.
Auch das „auf den Boden spucken“ ist in China weitverbreitet. Die Chinesen glauben, dass das Schlucken des Schleims im Rachen ungesund ist. Die Regierung wollte die ausländischen Besucher nicht erschrecken und bat daher die Bürger während den Olympischen Spielen in Peking darauf zu verzichten – sie waren dabei wenig erfolgreich.
Mitte April wird in Thailand das Neujahrsfest gefeiert. Dabei ist es üblich andere Menschen mit Wasser zu bespritzen. Also bitte nicht wundern, wenn ein paar Kinder dir Glück wünschen, in dem sie einen Eimer Wasser über deinen Kopf leeren.
Unterschied zwischen Deutschen und Italiener
Bruno Bozzetto ist inzwischen vielen bekannt. (Wer seine Videos noch nicht gesehen haben soll: hier ist der Link Italien vs Deutschland, keine bezahlte Werbung) Mit viel Ironie wird gezeigt, dass Italiener anders sind. Ich lasse dich entscheiden, ob es sich hier um Vorurteile oder Tatsachen handelt!
In Südtirol sind wir es seit Generationen gewohnt mit verschiedenen Kulturen zu interagieren, dennoch gibt es auch bei uns immer wieder Konflikte. Man sieht also, trotz guter Vorsätze ist es manchmal gar nicht so einfach miteinander zu leben.